Niccolò Ricciolini (1687 – Rom – 1772) – Allegorische Figurengruppe. Schwarze Kreide, teils gewischt und mit Linien in brauner Feder auf Bütten. (Um 1710/20). 34,3 x 24,3 cm.
Schwarze Kreide, teils gewischt und mit Linien in brauner Feder auf Bütten. (Um 1710/20). 34,3 x 24,3 cm.
Schwarze Kreide, teils gewischt und mit Linien in brauner Feder auf Bütten. (Um 1710/20). 34,3 x 24,3 cm.
Dr. Elizabeth McGrath und Paul Taylor (beide Warburg Institute Library) haben sich 2020 mit vorliegender Zeichnung beschäftigt und vermuten, dass der Inhalt eher allegorischer als mythologischer Art sei, also ohne Rückgriff auf eine Textvorlage. Die rechte Figur besitzt zwei der Attribute, die in Cesare Ripas Iconologia (1593) der personifizierten Wut („Furore“) zugeteilt werden, u. a. das gekräuselte Haar („capelli rabbuffati“) sowie eine große, brennende Fackel („una gran torcia accesa“); lediglich das abgeschlagene Medusenhaupt fehlt. Die Bedeutung der beiden anderen Figuren in der seltsam disparaten Gegenüberstellung bleibt rätselhaft: zum einen ein halbnackter, satyrhaft grinsender Knabe, der wohl einen Fruchtzweig hochhält und gleich einer Statue auf einem mit Widderköpfen verzierten Sockel steht, zum anderen ein leblos am Boden liegendes Kleinkind. Hat die Betrachtung des Standbildes Furores Nervenkostüm zu arg mitgenommen, ihn gar zu einem jähzornigen Ausbruch provoziert? Die Entstehungszeit der Zeichnung kann auf 1710-20 eingegrenzt werden. So besitzt die Figur Furores eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Merkur auf dem gemeinsam mit dem Vater Michelangelo Ricciolini (1654-1715) gemalten großen Deckenfresko in der Galerie des Palazzo Buonaccorsi, Macerata, das die Hochzeit Bacchus’ und Ariadnes zum Thema hat. – Horizontaler Falz. Untere linke Ecke ergänzt. Vereinzelt schwache braune Flecken. Winzige dunkle Tuschesprenkel (Werkstattspuren?). Ein kleiner Einriss am Sockel links. Winzige Löchlein im rechten unteren Rand sowie in der rechten Ecke. In altersgemäß guter Erhaltung.